
Youngstown, Ohio. 03:14 Uhr, der Moment, als Trump als Sieger vor die Kameras tritt (Foto: Ricardo Herrgott)
Ein Killer als Heiler – oder wie Donald Trump zum Held der Hoffnungslosen werden konnte. Geschichten aus einer Stadt, die durch die Hölle ging
Sein Vater schärfte ihm ein, ein Killer zu sein. Steh auf und greif an, ob du recht hast oder nicht. Ob sie dich verachten oder belächeln, verspotten oder verschmähen. Zeig es ihnen, verdammt noch mal, Donald, und sag niemals sorry. Am Ende hat er genau das getan und sie alle besiegt. Die Clintons und ihre mächtigen Freunde von der Wall Street. Die Gegner in der eigenen Partei, von der Dynastie der Bushs abwärts. Alle großen Zeitungen des Landes im Verbund mit den TV-Sendern und den Umfrageinstituten. Hollywood. Alle Stars und Sänger, die dieses Land aufzubieten hat. Von Lady Gaga über Beyoncé und Jay Z bis zu Katy Perry. Gegen ihn war die Uno, der Papst, ja fast die ganze Welt. Ihnen allen graute vor einem unberechenbaren Egomanen, der im Laufe seines Wahlkampfes alles und jeden beleidigte, Minderheiten ausgrenzte, Frauen verunglimpfte und die demokratische Grundordnung in Frage stellte. Er ist ein Lügner und Sexist, ein Schwindler und Hochstapler und der Mann der Zukunft. Eine Milliarde Dollar hatte Hillary Clinton aufgeboten, um Donald Trump zu besiegen. Und dennoch verloren.
Dieser Text könnte sich darin ergehen, vom Schreibtisch aus nach Ursachen zu suchen, Statistiken bemühen, Experten einflechten. Am Ende würde er wohl, geschickt zwischen den Zeilen verborgen, zum Schluss gelangen, dass die Hälfte der Amerikaner eher einfach gestrickte Unterbelichtete sind. Doch das wäre zu simpel, zu billig, zu weit weg von der Wirklichkeit. Trumps Sieg ist größer, tiefer gehender. Er steht am Beginn einer neuen Weltordnung und am Ende eines Amerikas, wie wir es kennen. Mit Folgen für Österreich, Europa und den Rest der Welt. Ist Trump nun der Triumph des Bösen, eine Anomalie im Räderwerk der Demokratie oder Ausdruck einer Zeitenwende?
Highway to Hell

Tausende Häuser stehen in Youngtown leer und verfallen langsam
Fahrt in eine Stadt, die uns Antworten liefern soll. Auf das Geschehene und das Kommende. Youngstown, Bundesstaat Ohio, ein Ort, in den Touristen eher selten gelangen. Auf dem Highway ist kaum Verkehr. Erst gleiten abgeerntete Felder am Fenster vorbei, Wälder im Gold des Herbstes, eine Landschaft im Indian Summer. Bis das Bild bricht. Ende der staatlichen Erhaltung, steht als Tafel bei der Abfahrt vom Highway, der sogleich in eine Holperpiste übergeht. Verfallene Villen, bröckelnde Fassaden, Gras, das über Asphalt wächst, Hochhäuser in Art-Déco, die in den 1940er-Jahren zum Wachsen aufhörten. Youngstown glich allem, was Amerika einmal war. Reich, aufstrebend, Sinnbild der Stärke, Ausdruck seiner Allmacht. 166.000 Einwohner hatte die Stadt zu ihrer besten Zeit in den Sechzigerjahren.
Heute ist sie arm, abgerutscht, angezählt und hat hunderttausend Bewohner weniger. Bruce Springsteen, die große amerikanische Rocklegende, widmete der Stadt einen Song. Er ist rau, dreckig und ehrlich – so wie Youngstown. Springsteen besingt darin Jobs, die dem Teufel gerade recht wären. Sie gab es einst zuhauf in den Stahlwerken der Stadt. Über eine Länge von fünfundzwanzig Meilen zogen sie sich den Mahony River entlang. Eines neben dem anderen, dicht an dicht, bliesen sie ihren Schmutz in die Luft und pumpten ihr Gift in den Fluss. Stolze Arbeiter gossen in den Hallen den Stahl für Bomber, die auf Hitler-Deutschland niederprasseln sollten. Die Löhne waren gut, zu tun gab es reichlich, Gewerkschafter sorgten im Verbund mit der Demokratischen Partei für ihresgleichen. Bis im September 1977 die ersten Werke schlossen. Quasi über Nacht. In einer Woche wurden 8.000 Menschen arbeitslos, in der nächsten 5.000 mehr. Die Stellen, ausgelagert und außer Landes geschafft, mitsamt den Fabriken nach Mexiko und überall dorthin, wo Arbeit billiger war. Den Arbeitern erklärte es keiner. Man ging lieber dazu über, sie fortan Modernisierungsverlierer zu nennen. Doch welche Moderne ist das, in der ein durchschnittlich talentierter Mensch nur noch wie Ballast für die Begabten wirkt? Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollte Youngstown weitere fünfzigtausend Stellen verlieren. In ganz Amerika verschwanden seit 1990 fünf Millionen Jobs für Fabriksarbeiter. Wer es wagte, die Verheißungen der Globalisierung in Frage zu stellen, galt bald als dummer Nichtsnutz, der zu langsam war für den Zug der Zeit, welcher ohne Rücksicht nach vorn preschte.
Während Ohio von Wahl zu Wahl zwischen Demokraten und Republikanern wechselte, blieb die Region um Youngstown noch lange eine Erbpacht der Partei der Kennedys, Clintons und Obamas. Egal, wen sie auch aufstellten, die Stimmen waren ihnen sicher. Das sollte sich auch nicht ändern, als es nun galt, Hillary Clinton ins Weiße Haus zu hieven. Ein Lokal ist eigens für den Wahlkampf angemietet worden. Dort, an der Market Street, zwischen Burgerketten und Bordellen, Pfandleihern und Kredithaien, also dem, was an Jobs noch übrig ist in Youngstown, liegt das Epizentrum einer raffiniert ausgeklügelten Strategie. Es grüßt einen Jed, ein schlauer Kerl, Diplom von der Eliteuni und eigens aus D.C., der Hauptstadt, eingeflogen. Seit Monaten grübelte er hier über Plänen für den Häuserwahlkampf, verfügte über eine Heerschar an bezahlten und freiwilligen Helfern, die zielgerichtet den Boden für Clinton ebnen sollten. Washington lieferte dafür eigens aufbereitetes Datenmaterial. Teuer gekauft, durch Algorithmen optimiert, sollte es sagen, wer, wann, wo, wie und warum ins Clinton-Lager geholt werden kann. Im Clinton-Büro ist die Atmosphäre Außenstehenden gegenüber kühl, um nicht zu sagen abweisend. Ein bisschen “geek speak”, also durch technische Begriffe angereichertes Gefasel, und dann bitte Abgang. “Ground game is king”, also nichts geht ohne Klinkenputzen, sagt ein weiterer, aus Boston abkommandierter Helfer im Solde Clintons. Für ihn ist Ohio sonst eher ein “Fly-Over-Country” – also ein Bundesstaat, den man aus dem Flieger betrachtet, während man schnell einmal von New York City ins Silicon Valley jettet. Abgang, nun aber wirklich.
Trump, Held des Rosts
Die Geschichte von Youngstown ist die Erzählung zahlloser Städte im amerikanischen “Rostgürtel”. So wird eine alte Industrieregion im Nordosten der USA genannt, die sich von Pennsylvania über Ohio bis nach Michigan und Wisconsin zieht. Kohle, Stahl, Autos. Alles, woraus ein amerikanischer Traum entstand, war hier zuhause. Und mit ihm die Demokratische Partei, Schutzherrin der Arbeiter, Verfechterin ihrer Interessen. Heute ist der Traum so zerfallen, zerbrochen und zugenagelt wie viele verlassene Häuser in Youngstown. Trumps Kampagnenstrategie bestand von Beginn an darin, sich in diesem Rostgürtel den Sieg zu sichern. Mexiko, eine Mauer, hohe Zölle und viel derbe Kritik an den verhassten und korrumpierten Eliten im fernen Washington, das griff. Letztlich würde Trump, der Demagoge mit den einfachen Antworten, all diese Staaten für sich reklamieren und in keiner anderen Region größere Gewinne einfahren. Der Bruch ist so radikal, als würden die Grünen plötzlich Niederösterreich regieren und die ÖVP in Wien eine absolute Mehrheit holen.

Eine verlassene Musterarbeitersiedlung aus den 1920er-Jahren
Trumps Leute stehen entlang einer Ausfallstraße. In der Hand amerikanische Fahnen, an der Hüfte lehnend selbstgebastelte Schilder, die Hillary in den Knast wünschen. Hupe einmal für Trump, lautet der Aufruf an die Vorbeifahrenden. Und bald ist vor lauter Gedröhne kaum noch zu hören, was eine wie Tracey Winbush über Trump zu sagen hat. Sie ist schwarz, herzlich und gesprächig. Ohne zu zögern erzählt sie, wie schwer es ihr anfangs fiel, einen wie ihn zu unterstützen. Ja, gar als Chefin der örtlichen Republikaner Wahlkampf für Trump zu machen. Eine schwarze Frau als Fan für einen, der in der Presse jeden Tag eine Etage tiefer in den Rassismus abglitt? Dann kam er nach Youngstown, sie lernte ihn kennen, löschte über Nacht Tausende ihrer früheren Tweets und fing an zu glauben, dass Trump nicht nur Amerika, sondern auch Youngstown wieder groß machen würde.
Und nun steht sie mit den Helfern an der Straße, kriegt keinen Cent und freut sich über jedes Hupen. Denn es macht auch ihre Republikaner wieder groß. Eine Partei der Reichen, die unter ihrem Präsidenten Ronald Reagan in den Achtzigern dem Gedanken anhing, die Steuern für Wohlhabende nur lange und tief genug senken zu müssen. Wenn sich der volle Tisch der Reichen erst biegt, würden schon auch Brotkrümel für die Untersten in der Gesellschaft abfallen, so die Vorstellung. Seither ist die Schere zwischen Arm und Reich in den Staaten ins Groteske abgeglitten. Eine Promille der Bevölkerung besitzt so viel wie neunzig Prozent der anderen.
Verratene Seele Amerikas
Die, die neben Tracey Winbush an der Straße stehen, sind von den Millionen allerdings meilenweit entfernt. Es sind Stahlarbeiter, Krankenschwestern, Fernfahrer, Polizisten oder Kellnerinnen. Mütter mit Kindern, die zwei oder drei Jobs haben, um irgendwie über die Runden zu kommen. Einfache Männer, die vormittags Päckchen ausliefern, nachmittags an der Tankstelle aushelfen und nachts mit dem Colt das Gelände irgendeiner Firma bewachen. Es ist die in Politikerreden oft beschworene Seele Amerikas. Oder deren verratener Rest. Sie sind nicht die Ärmsten der Armen, aber die Vergessenen einer Zeit, die sie nicht mehr braucht. Ihre Geschichten gleichen einander. Ihre Werte wirken liberalen Eliten wie aus der Zeit gefallen. Gut für einen schnellen Witz. Und besser, um die Nase über sie zu rümpfen. Vertrauensvoll erzählen sie einem Fremden ihre Geschichten, die zu lange keiner mehr hören wollte. Sie handeln von Heimat und Fremdheit, dem Gefühl, die Welt um einen herum nicht mehr zu verstehen, sich nicht mehr aufgehoben und geborgen zu fühlen und nur noch ständig zu kämpfen, um irgendwie nicht zu ertrinken. In einer Stadt, die durch die Hölle ging, die zu den gefährlichsten des Landes zählt, voll von Drogen und Schmutz, aber auch Kraft und Trotz, strengt das mehr an als irgendwo an der Küste, wo Clintons Fans leben.

Ganze Stadtviertel von Youngstown sind verwaist
Einen Haufen Erbärmlicher nannte Clinton die Trump-Wähler noch vor Wochen. Auf die Entschuldigung folgte aber keinerlei Mitleid und schon gar kein Versuch, sie zu verstehen. Die Abscheu, sich ihrer anzunehmen, ist zu groß. Leichter fällt es, sie Fanatiker, Sexisten und Rassisten zu nennen. Und das mag auf etliche von ihnen auch zutreffen, doch keiner wurde als solcher geboren. Bis Trump, der “Killer”, in die Stadt kam. Er machte Unsägliches sagbar und brachte Dämme zum Brechen. Seither steht im Vorgarten des einen Hauses das Wahlschild für Clinton und beim Nachbarn schon das für Trump.
Zwei Frauen, ein Schicksal
Bei Gaile Hite, einer Frau von 64 Jahren, hat der “Killer” Beute gemacht. Sie ist Krankenschwester und in Youngstown aufgewachsen. Sie hat die Stadt sterben sehen, Drogenverkäufer beim Dealen im verbarrikadierten Haus nebenan beobachten können und sich selbst an einen besseren Ort gewünscht. Sie fürchtet die Zuwanderung, glaubt Europa wegen der vielen Muslime schon dem Untergang nahe und empfindet für Hillary Clinton nur Verachtung. Elitär, abgehoben, zu viel übrig für all die Minderheiten und keinen Bezug zur Realität derer, die sie wählen sollen. Das mag zwar auch auf ihren Helden Trump zutreffen, doch der verbirgt es geschickter, kaschiert es hinter simplen Phrasen und markigen Sprüchen. Gaile kann gar nicht aufhören, ihn zu preisen. Er wirkt wie der Erwecker auf sie, ein Prediger, dem man vieles verzeiht, weil er eine gefühlte Wahrheit in Worte kleidet. Man könnte Gaile Hite nun, wie Clinton es tat, eine Erbärmliche nennen, eine Fanatikerin, eine Rassistin. Sie mit einem der Totschlagworte betiteln, die jede weitere Debatte beendet, sie brandmarken und bloßstellen. Doch diese Gaile Hite hat, wie so viele der neuen Trump-Fans, noch 2008 stolz Obama gewählt, den Mann der auch für sie damals Hoffnung und Wandel verkörperte.
Ein paar Blocks weiter wohnt Patti Duncan, eine Frau, nur zwei Jahre älter als Gaile Hite. Auch sie hat einst für Obama gestimmt. In ihrem Vorgarten steht nun aber ein großes Schild für Hillary. Die beiden Frauen teilen ähnliche Biographien, hatten eine Jugend inmitten einer Stadt im Untergang, gefolgt von einer Immobilienkrise, die reihenweise Exekutoren in die Straßen des Viertels spülte. Sie sind Kämpferinnen, haben das Herz am rechten Fleck und könnten doch kaum unterschiedlicher sein. Patti sitzt am frühen Wahlabend noch gefasst in ihrem wohlig eingerichteten Wohnzimmer. Sie hat Wein geöffnet, Snacks vorbereitet und Freundinnen eingeladen. Es soll die Nacht werden, an dem ein ganzes Leben Gerechtigkeit erfährt.
Die Wahl der ersten Präsidentin. Eine Frau, die die gläserne Decke, die Frauen am Aufstieg hindert, endlich durchstößt. Patti verehrt Hillary, bewundert deren Kraft, sich durch Nichts und Niemanden unterkriegen zu lassen. Patti, die erst in ihren Dreißigern das College nachholte, später Jus studierte, um danach für die Armen in einer gemeinnützigen Mietervereinigung zu kämpfen, weiß, was auf dem Spiel steht. Sie kann sich noch an Zeiten erinnern, die heute auf ihre Tochter und Enkeltochter fremd wirken mögen. Damals, als Männer einen in der Arbeit ganz selbstverständlich angrabschten, dann schmutzig lachten und wussten, dass die Frauen aus Angst, den Job zu verlieren, schweigen würden. Damals, als Sager, wie sie Trump in seinem berüchtigten Video fallen ließ, nicht einmal ein Kopfschütteln hervorgerufen hätten. Das Damals sollte an diesem Abend im Früher verschwinden. Doch mit jeder Stunde, die verging, mit jedem weiteren Sieg, den Trump in einem Bundesstaat einfuhr, der zuvor als sichere Bastion Clintons galt, schwand Pattis Hoffnung. Solange, bis sie Schwierigkeiten hatte, die Tränen zu unterdrücken.
Die Nacht der Allmacht
Gaile kann derweil ihren Augen kaum trauen. Gebannt starrt sie auf einen großen Bildschirm, ein paar Straßen weiter, drüben im Trump-Hauptquartier. Rund um sie sitzen weiße Männer mit Cowboyhüten und weiße Frauen mit Jacken aus der Landesfahne. Was im Fernsehen gesprochen wird, ist kaum zu verstehen, da ein Typ, sobald Hillary Clinton am Schirm auftaucht, “Sperrt sie ein!”, in ein Megafon brüllt und die Menge das johlend wiederholt. Doch Gaile ist glücklich. Trump steht knapp vor dem Sieg. Seine Saat ist aufgegangen, seine Versprechen haben Niederschlag gefunden, der Brandbeschleuniger, den er vergoss, hat ein riesiges Feuer im ganzen Rostgürtel entfacht.
An den Tischen wird schon beratschlagt, was er wohl als erster machen wird, sobald er im Jänner ins Weiße Haus einzieht. Gleich mit dem Mauerbau zu Mexiko beginnen oder doch lieber zuvor die verhasste verpflichtende Krankenversicherung, Obamacare genannt, aufheben? Ist es besser, Hillary Clinton gleich vorsorglich einzusperren oder soll man ihr doch erst den Prozess machen? Und wie lange wird es wohl dauern, bis die ersten Firmen, die nach Mexiko gingen, kriechend nach Youngstown zurückkehren? Auf jeden Fall ist es bald vorbei mit dem militärischen Wahnsinn in Übersee. Irak, Syrien, Libyen, alles schief gelaufen, weil der Versager Obama schwach war. Nun folgt Härte, Stärke, ein Amerika, auf das man wieder stolz sein kann, wie Trump später in seiner Siegesrede sagen wird. “Die vergessenen Menschen unseres Landes werden nicht länger vergessen bleiben”, versprach er, als um drei Uhr Früh klar wird, dass er der 45. Präsident Amerikas ist. Gaile hat Tränen in den Augen. Mit der einen Hand wischt sie sich aus dem Gesicht, mit der anderen hält sie ihre Handykamera auf den Fernsehschirm. Der Killer, er wirkt auf die Menschen im Saal in diesem Moment wie ein Prediger, ein Heiler, wie einer, der Wunden schließen, Narben vergessen lassen soll. Aber löscht er auch den Flächenbrand, den er entfachte? Die Erwartungen an ihn sind so groß wie die leeren Versprechungen, die er abgab. Das zurückgelassene, vergessene Amerika hat seine Stimme gefunden. In einem, der nicht wie Gaile oder Patti ihr Leben darauf ausrichten, anderen zu helfen, sondern der sich stets selbst der Nächste war. Nach einem Jahr des schmutzigsten aller Wahlkämpfe wacht das eine Amerika am Ziel seiner Träume auf, während sich das andere am Anfang eines nicht enden wollenden Alptraums wiederfindet.
Bruce Springsteen, der im Wahlkampf noch für Clinton warb, lässt seinen Youngstown-Song jedenfalls nicht gut enden. Der verratene Arbeiter sieht darin für sich nur noch im Jenseits die Hoffnung auf Arbeit, Hoffnung und ein wenig Glück. Im Himmel aber würde er den Job nicht gut hinkriegen: “Ich bete, dass mich der Teufel holt, damit ich an den fauchenden Hochöfen der Hölle stehen kann.”
Bevor es aber soweit ist, erhält Donald Trump noch seine Chance.
Erschienen in News 45/2016